Mutationsanalysen bei Myelodysplasien zur Verbesserung der Prognose/Therapie

Die myelodysplastischen Syndrome (MDS) gehören zu den häufigsten malignen hämatologischen Erkrankungen. Es ist eine sehr heterogene Gruppe von Neoplasien mit einer mittleren Überlebenszeit zwischen 6 und 100 Monaten. Auf Grund dieser hohen Varianz ist eine differenzierte Abschätzung der Prognose notwendig, um eine angemessene Therapie, die von „watch and wait“ bis zur Knochenmarktransplantation reichen kann, durchführen zu können. Die derzeitig international angewendeten Scoring-Systeme basieren hauptsächlich auf der Blasten-Anzahl  und auf klinischen Parametern und unterscheiden 4 verschiedene Risikogruppen. Auf wissenschaftlicher Ebene werden schon seit einigen Jahren verschiedene molekulare Parameter diskutiert, die die Prognose noch einmal deutlich genauer machen könnten. Obwohl die Daten vielversprechend sind, sind sie bisher noch nicht ausreichend belegt, um klinisch für den einzelnen Patienten daraus eine Änderung der Therapieempfehlung ableiten zu können. Daher sollen im Rahmen dieses Projektes verschiedene bekannte molekulare Marker bei verschiedenen Gruppen von MDS mit unterschiedlichem Blastenanteil (RAEBI und RAEBII, refractory anemia with excess blasts I und II), sowie ebenso bei der CMML (chronic myelomonocytic leukemia), einer generell aggressiveren Leukämie mit myelodysplastischem Anteil,  untersucht werden.

Die zu untersuchenden Gene beinhalten RUNX1, ein Gen dessen Mutation bei der AML nachgewiesen mit einer schlechten Prognose assoziiert ist, dessen prognostische Bedeutung bei der MDS / CMML aber nicht zweifelsfrei geklärt ist, sowie ASXL1, ein weiteres Gen, das in mutiertem Zustand in Verdacht steht, zu einer signifikanten Verschlechterung der Prognose zu führen. Beide Gene sind sehr groß und lassen sich nur mit Hilfe von Next Generation Sequencing Methoden rationell analysieren. Im Rahmen der MDS gehören auch die Gene ID1 und IDH2 zu den Markern mit möglicher prognostischer Bedeutung. Hier wird vor allem ein erhöhtes Transformationsrisiko zur AML diskutiert. Ein ähnlicher Verdacht besteht bei der CMML für das Gen SRSF2.

Insgesamt soll die Inzidenz von Mutationen in den genannten Genen bei MDS und CMML untersucht werden im Hinblick auf die Frage, ob das Auftreten einzelner Mutationen mit der Aggressivität der untersuchten Entitäten und dem Gesamtüberleben korreliert. Daraus lässt sich ableiten, ob es sinnvoll oder gar notwendig ist, diese molekularen Marker in die therapieentscheidende prognostische Beurteilung der einzelnen MDS-Patienten einzubeziehen.

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